Oktoberfesttraditionen seit über hundert Jahren

Einzug der Wiesnwirte und Brauereien

Zur Eröffnungszeremonie des Oktoberfests gehört der feierliche Einzug der Wiesenwirte und Brauereien auf die Theresienwiese am ersten Festtag, jedes Jahr am Samstag nach dem 15. September. Die Anfänge dieser Tradition stammen aus den 1880er Jahren. Bereits damals gab es einzelne festliche Umzüge zur Festwiese samt Personal, Bier und musikalischer Begleitung. In der heutigen Form eines festlichen Umzuges aller Wiesnwirte und Brauereien gibt es den Festzug seit Mitte der 1930er Jahre, und seit 1935 wird der Umzug auch vom Symbol der Stadt München, dem Münchner Kindl, angeführt. Dem Münchner Kindl folgen die von Pferdegespannen gezogenen Festwagen der Brauereien und die Kutschen aller Wirte und Schausteller. Am Ende des Umzuges kommen auch die Musikkapellen der Festzelte.


Festlich geschmücktes Augustinergespann auf dem Weg zur Theresienwiese

Fassanstich


Bierfässer im Schottenhamel-Festzelt

Seit 1950 sitzt auch der Münchener Oberbürgermeister mit in der ersten Wirtskutsche, die - wie auch das unter ihrem Namen geführte Bierzelt der Spaten-Brauerei – der Familie Schottenhamel gehört. Aus diesem Jahr stammt nämlich auch die Tradition des Fassanstichs: Der jeweils amtierende OB zapft punkt 12 Uhr im Schottenhamel-Festzelt das erste Bierfass an und eröffnet so das Oktoberfest.

Seit 1950, als der damalige Oberbürgermeister Thomas Wimmer mit dieser Tradition begann, gehört nach dem gelungenen Anstich auch der Ruf "O’zapft is!" ("Es ist angezapft!") mit zu der Tradition des Fassanstichs.

Damit auch die anderen Festzelte über den gelungenen Anstich informiert sind, werden auf der Treppe der Bavaria zwölf Böllerschüsse abgegeben. Nicht immer verläuft nämlich das Anzapfen des ersten Bierfasses ohne Zwischenfälle: Beim ersten Mal, im Jahr 1950 brauchte der besagte OB Wimmer ganze 19 Hammerschläge, ehe das Fass angezapft werden konnte. Zum Vergleich lagen die Bestleistungen, der bis 2014 amtierenden langjährigen OB Christian Ude in mehreren Jahren bei zwei Schlägen. Jedes Jahr verfolgt die Münchener Öffentlichkeit gespannt, wie viele Schläge der Oberbürgermeister braucht, und oft werden darüber sogar Wetten abgeschlossen.

Trachten- und Schützenzug

Am ersten Wiesnsonntag, also einen Tag nach der Eröffnung des Oktoberfestes, gibt es den nicht minder feierlichen Umzug der Trachten- und Schützenvereine. Diese Traditionen hat auch die ältesten Wurzeln aller heutigen Oktoberfesttraditionen: Bereits im Jahr 1835, zu Ehren der silbernen Hochzeit von König Ludwig I. und Königin Therese, gab es einen Trachtenumzug.

Ein weiterer Umzug wurde 1895 mit fast eineinhalb tausend Teilnehmern und rund 150 Trachtengruppen organisiert, und seit 1950 gehört diese Veranstaltung zu den Höhepunkten des Oktoberfestes. Ähnlich wie der Festumzug der Wirte und Brauereien, wird auch der Trachtenumzug vom Münchner Kindl angeführt, gefolgt von der politischen Prominenz der Stadt München und des Landes Bayern. Ihnen ziehen dann Trachten- und Schützenvereine sowie Musikkapellen und Spielmannszüge und auch prächtig geschmückte Pferdegespanne nach.

Beinahe 10.000 Festzugsteilnehmer marschieren und tanzen jedes Jahr in historischen Trachten und Kostümen durch die Innenstadt bis zur Theresienwiese. Größtenteils kommen die Gruppen aus Bayern, aber stets sind auch andere deutsche Bundesländer sowie Österreich, die Schweiz, Südtirol und andere europäische Länder vertreten, und so ist der Münchener Trachten- und Schützenzug einer der weltweit größten Umzüge dieser Art.